Shelley Berlowitz hat zwei dialogische Schauplätze untersucht, die in der Zivilgesellschaft entstanden sind und über längere Zeit aufrechterhalten wurden: die Dialoggruppe von Beit Sahour (1988–2000) und die feministische Plattform Jerusalem Link (1994–2010). Ein historischer Abriss der dialogischen Zusammenarbeit zwischen Israel und Palästina seit 1967 und die Analyse eines 1993 publizierten Dialogs zwischen einem PLO-Repräsentanten und einem ehemaligen israelischen Militärgouverneur helfen, die Zusammenarbeit in Beit Sahour und im Jerusalem Link historisch und inhaltlich einzuordnen. Der Schlüssel der Zusammenarbeit lag damals in der gegenseitigen Anerkennung der historischen Leidenserfahrung der Anderen in ihrem jeweiligen Kontext. An die Stelle des Dialogs ist heute die politische Solidarität weniger, aber engagierter Israelis mit Palästinenserinnen und Palästinensern getreten. Die früheren Dialoge sind dennoch nicht folgenlos geblieben: Die Tatsache, dass sie einmal möglich waren und real wurden, ist nicht mehr wegzudenken; sie trotzt jeglicher Beweisführung, die behauptet, auf Augenhöhe miteinander zu reden und unter Anerkennung beider Narrative gemeinsam zu agieren, sei nicht möglich. Die Autorin rekonstruiert die Zusammensetzung der dialogischen Kooperationen eingehend, interpretiert die Aussagen der Teilnehmenden behutsam und bezieht die historischen und politischen Kontexte kenntnisreich mit ein. Dabei entsteht eine Darstellung der Interaktionen und Beziehungen, die zeigt, wo die Wurzel des gegenseitigen Nicht-Verstehens und zugleich der Schlüssel für ein Miteinander liegen.