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Figuren des Misstrauens

Figuren des Misstrauens

Sinje Hörlins Streifzüge durch imaginäre Gefilde und reale Konstellationen beleuchten das Misstrauen von einer bisher unbekannten Seite und zeigen, warum Vertrauen nur im Zusammenspiel mit dieser verkannten Ressource des Sozialen funktionieren kann.

Nicht erst die Finanzkrise hat gezeigt, dass blindes Vertrauen in »das System« verheerende Folgen zeitigen kann. Statt immerfort das Schreckensszenario einander misstrauender Akteure an die Wand zu zeichnen, lenkt Sinje Hörlin die Aufmerksamkeit auf die Gefahren einer allzu vertrauensseligen Vorstellung vom gesellschaftlichen Miteinander. Auch wenn wohlklingende Floskeln beschwichtigen und beruhigen mögen, als Theorien des Sozialen sind sie untauglich. Die in diesem Buch analysierten empirischen Befunde wie die filmischen und literarischen Figuren machen hingegen deutlich: Für die Funktionsfähigkeit spätmoderner Gesellschaften ist Misstrauen mindestens ebenso wichtig wie Vertrauen.
Vertrauen wird fortwährend gepredigt. Ob in der Werbung, der politischen Rhetorik oder in Managementmagazinen. Der Begriff ist in aller Munde. Er steht für gesellschaftlichen Zusammenhalt, für Kostenersparnis und Effizienz. Vertrauen gilt als aktivierend, als Stimulans für Kooperationen, als innovationsfördernd. Misstrauen hingegen hängt der Ruf des moralisch Zweifelhaften nach. Denn wenn Vertrauen Integration und Produktivität verspricht, muss Miss-trauen zwingend - so die gängige Annahme - Konflikt und Stagnation bedeuten. Theoretisch, aber vor allem auch empirisch ist Misstrauen freilich kaum erforscht, zumal es sozial unerwünscht ist und daher in der Regel vor Außenstehenden nicht offen thematisiert wird. In Figuren des Misstrauens fragt Sinje Hörlin nun nach dem Kern des Phänomens. Ausgehend von zeitgenössischen Fiktionen (Spielfilmen, TV-Serien, Theater, Romanen) berühren ihre Untersuchungen neben personalen Misstrauenskonstellationen auch aktuelle Entwicklungen wie Online-Kommunikation, Überwachungstechnologien, Finanzkapitalismus und post-demokratische Tendenzen.