Ulrike Ottinger ist seit Beginn der 1970er Jahre eine Pionierin des Queer Cinema, das Positionen des Frauen- und Feministischen Films theoretisch, bildpolitisch und ästhetisch ausdifferenziert hat. Schon ihr Film Madame X. Eine absolute Herrscherin (1977) avancierte in den US-amerikanischen wie europäischen Kinos, den universitären Filmklassen und queeren Subkulturen zu einem Kultfilm. Es war der Beginn einer bis heute anhaltenden, intensiven cineastischen wie filmtheoretischen Wechselbeziehung zwischen Deutschland und den USA. Mit Ottingers Spielfilmen (der Berlin-Trilogie: Bildnis einer Trinkerin, Freak Orlando und Dorian Gray im Spiegel der Boulevardpresse, sowie Johanna d’Arc of Mongolia), die durch ihre narrative Imagination und formale Radikalität die Konventionen des Art House Kinos sprengten, und mit ihren ethnologischen Dokumentationen, deren Langzeitformate und poetische Narrative einen Gegenpol zu den Kurzformen der digitalen Medien setzten, erweiterte sich das Spektrum ihrer Zuschauerschaft auf beiden Kontinenten: Debatten um die Potenziale des Bewegtbildes als historiografisches Medium wurden durch ihre Filme ebenso angestoßen wie postkoloniale Diskussionen um die ›Begehbarkeit der Welt‹.
Pressestimmen
»in allen 22 Beiträgen (…) kommen die Aspekte des fiktionalen und des dokumentarischen Films zur Sprache, sind die Neugier und die Weltläufigkeit der Künstlerin präsent«
(Hans Helmut Prinzler, hhprinzler.de, Juni 2022)
»Die Besonderheit des Bandes liegt darin, dass er eine Theorie- und Netzwerkgeschichte an die Hand gibt, verschiedenste Kommentare zum Werk versammelt und die Chronologie einer kritischen transatlantischen Rezeption liefert. Nicht zuletzt: Der Band ist mit 200 Abbildungen prächtig ausgestattet und somit – ganz im Sinne Ottingers – eine Einladung zum Hinschauen.«
(Maja Roth, FILMBLATT, Frühjahr 2023)